In dieser eindringlichen Erzählung erscheint Jesus Christus im Sevilla des 16. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt der spanischen Inquisition. Der Großinquisitor lässt ihn verhaften und sucht ihn nachts in seiner Zelle auf. In einem fesselnden Monolog konfrontiert er den schweigenden Christus mit seiner Anklage: Die Menschen seien mit der Freiheit, die Christus ihnen geschenkt habe, überfordert. Die Kirche habe diese Last von ihnen genommen und sie durch Wunder, Geheimnis und Autorität ersetzt. Die erneute Gegenwart Christi auf Erden würde nur das mühsam errichtete System der Kirche gefährden - seine Botschaft der Freiheit sei eine zu große Bürde für die schwachen Menschen.
Der 1880 erschienene Text gehört zu den philosophisch tiefgründigsten Werken Dostojewskis. In der Gestalt des Großinquisitors verdichtet sich die Frage nach der menschlichen Freiheit, dem Verhältnis von Glück und Wahrheit sowie der Rolle der Kirche und weltlicher Macht.